Versenkte Horizonte
Findlingssteine werden ihrer in Millionen Jahre entstandenen dünnen Haut befreit und in eine sinnliche Form gebracht, deren konkave und konvexe Formen zur Berührung einladen. In einer Reihe liegend weisen die Steine schweigend den Weg ohne Anfang und Ende. In rhythmischen Abständen wird eine Art räumlicher Verortung durch eine senkrechte Bohrung gesetzt.
Die Marmorfindlinge werden in einer Reihe so platziert, dass die Bohrungen eine fortlaufende Linie beschreiben, die als Gerade von einem speziellen Standpunkt erkannt werden kann. |
Je nach der an- oder absteigenden Formlinie der Steine ergeben sich kreisrunde oder elliptische Einschnitte. Die entstandenen Bohrlöcher sind mit transparenter blauen Farbe gefüllt, die den Marmorgrund noch sichtbar oder zu erahnen lässt und je nach Tiefe der Höhlung einen anderen Farbton erzeugt. Die waagrechte Oberfläche der spiegelnden Harzes erinnert an eben gefüllte und bis zum überlaufen volle Wasserbecken. |
Versenkte Horizonte
2010
Rauchkristall Findlinge, gefärbtes Epoxyharz
800 kg |
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Verborgene Hüllen
Die dünne Haut eines Findlingssteines wird durch die Bergung des Fundes häufig beschädigt. Dünne rötliche Farbe wird direkt mit den Händen aufgetragen, sodass ein zweiter verletzlicher Schutzmantel entsteht. [Hülle für die Hülle] Die vollflächige einheitliche Farbe lässt die Ursprungsform deutlich hervortreten.
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Rauchkristall Findlinge
Acrylfarbe
500 kg
2010 |
»Der Titel des 43. Symposions im [kunstwerk]krastal impliziert bereits eine körperbetont emotionsreiche Herangehensweise an das Thema.
Traditionell wird mittels Zuschnitt und Vorarbeit durch die Industrie ein Konzept schon im Entstehungsprozess eingeschränkt, wohingegen der Findling – ob im Steinbruch an die Oberfläche gebracht oder als Flussstein aus Gewässern entnommen – eine selbständige Autorenschaft aufweist und sich somit als formales und philosophisches Gegenüber darstellt.
Der Findling symbolisiert auch eine unbewusste, unberührte und unsichtbare Landschaft.
Mit seiner samtigen Findlingshaut ist er ein Ding an sich und zeigt sich von einer narrativ-ausschweifenden Seite genauso wie von einer komplex-homogenen Erscheinungsform. So gemütlich und kuschelig er sich präsentiert, so schwierig ist es, ihn kontextuell in eine zeitgenössische Form der Steinbearbeitung zu bringen.
Die Aufgabe der Symposionsteilnehmer wird sein, sich vor Ort diesen Bedingungen zu stellen und zu entscheiden, mit wie vielen bzw. mit welchen Findlingen sie bereit sind, in eine Art symbiotische Autorenschaft zu treten, wobei Inszenierung, Installation, erweitertes Objekt oder Bearbeitung im klassischen Sinn gleichermaßen Gültigkeit haben.« [aus dem Symposionstext]
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Versenkte Horizonte | Verborgene Hüllen
43. Steinbildhauersymposion [kunstwerk]krastal »keen on experimenting«
11. bis 31. Juli 2010
TeilnehmerInnen:
Rosa Brunner (D), Barbara Höller (A), Bojana KriŽanec (SLO), Brigitte Sasshofer (A), Tanja Zimmermann (D),
Dušan KirbiŠ (SLO), Ulrich Plieschnig (A), Egon Straszer (A) |
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